Fast 50 Jahre Bernhard Felix
von Grünberg
Am 8. November2024 war es an der Zeit, Bernhard Felix
von Grünberg mit einem Empfang, nach fast 50 Jahren Mieterbund zu danken.
Als Gastredner der Veranstaltung im Landesmuseum Bonn waren Oberbürgermeisterin Katja Dörner, NRW-Minister Nathanael Liminski geladen sowie DMB-Präsident Lukas Siebenkotten, der ein Gespräch mit dem nunmehr Ehrenvorsitzenden des DMB Bonn/Rhein-Sieg/Ahr e.V. führte und ihn über sein langes Schaffenswerk – fast ein halbes Jahrhundert - befragte.
Musikalisch wurde die Veranstaltung abgerundet vom Ensemble Markus Reinhardt.
Die Veranstaltung wurde von der neuen Vorsitzenden Magdalena Möhlenkamp eröffnet.
Beständigkeit
In einer Zeit - so sagte die neue Vorsitzende Magdalena Möhlenkamp, in der der die politische Landschaft in Deutschland, Europa und den USA als unbeständig und unsicher erscheint, ist der Anlass des Empfangs das genaue Gegenteil. von Unbeständigkeit.
Sie führte die Lebensstationen von fast einem halben Jahrhundert seiner Haupt- und ehrenamtlichen Arbeit für den DMB und die Menschen auf. Magdalena Möhlenkamp: Man konnte sich auch darauf verlassen, dass du die unangenehmen Themen angesprochen hast.
Als neu ernannter Ehrenvorsitzender könnte man ihn in den wohlverdienten Ruhestand entlassen, würde das aber keinesfalls tun, sondern zählt weiterhin auf seinen Rat für die anstehenden Aufgaben, denn er wird weiterhin gebraucht.
Impulsgeber, Antreiber und Ideengeber
In der anschließenden Rede von Oberbürgermeisterin Katja Dörner gestand diese, die selbst einige Jahre Mitglied des Vorstands des Mieterbund war, dass es eine ganz besondere Ehre für sie ist, diese Rede halten zu dürfen und gleichzeitig eine besondere Herausforderung.
Wie soll man einen Felix von Grünberg adäquat beschreiben? Die ultimative
Lobhudelei der früheren WDR-Sendung
Zimmer frei musste herhalten, denn allein die Tatsache, dass er fast 50 Jahre das Gesicht des Mieterbundes gewesen ist zeigt, dass er Maßstäbe gesetzt hat und sich unermüdlich für Mieterinnen und Mieter eingesetzt hat.
Dabei ist es ihm immer um die Menschen gegangen, die vor ganz besonderen Herausforderungen stehen und dass er sich für diejenigen einsetzt, die sich in besonders schwierigen Lebensverhältnissen befinden.
Zwei besondere Fälle seiner Hilfe sprach sie exemplarisch an und schilderte, dass Felix von Grünberg selbst den Moment des Empfangs genutzt hat, um sie auf einen aktuellen Fall seiner Mieter- und Sozialberatung anzusprechen.
Katja Dörner: Felix ist Impulsgeber, Antreiber und Ideengeber. Ob es der erste Mietspiegel für Bonn ist oder die neu gegründete Wohnungsbaugenossenschaft. Konkret Menschen helfen und gleichzeitig politisch engagiert sein, beides ist Felix immer wichtig.
Unter zustimmenden Beifall und Lachen berichtet sie, dass sie ihn häufiger in der Altstadt auf dem Weg zum Stadthaus trifft und manchmal schnell abbiegen möchte, weil jeder, der Felix kennt weiß, dass man nach einem Gespräch mit ihm drei zusätzliche To-Dos auf der Liste stehen hat und macht sich daher auch keine Sorgen, dass er auch weiterhin seinem Engagement und dem Mieterbund treu bleibt.
Kein Abschied aber ein Einschnitt
Ein soziales Bonn funktioniert nur, wenn sich viele Menschen engagieren und füreinander da sind
Nach der Rede einer grünen Oberbürgermeisterin sagte NRW-Minister Nathanael Liminski er wolle als schwarzer Minister etwas Sozialismus einflechten und zitierte dann keinen geringeren als Lenin mit:
Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert und Wochen, in denen Jahrzehnte passieren. Er habe das Gefühl, dass man sich gerade in so einer Woche befände. Auch wenn angesichts der Umstände sein Terminkalender sehr voll wäre, hätte er es sich nicht nehmen lassen wollen, diese Rede zu halten. Es ist kein Abschied - aber ein Einschnitt und deshalb wolle er von Seiten der Landesregierung aber auch ganz persönlich danken. Seit fast 50 Jahren ist Felix von Grünberg das soziale Gewissen der Stadt Bonn und das Gesicht des Deutschen Mieterbundes und insofern ein beeindruckendes Lebenswerk.
Wenn es um Soziales in Bonn geht weiß er, wovon er spricht, denn er habe durch seinen Onkel, der der Leiter des Sozialamtes Bonn war im Bereich Soziales einen
familiären Crashkurs gemacht und da wäre der Name von Grünberg häufiger im privaten Rahmen gefallen.
Ein soziales Bonn funktioniert nur, wenn sich viele Menschen engagieren und füreinander da sind., so zitiert er Felix von Grünberg und seiner Meinung nach bringt dieser Satz gut auf den Punkt, was er in der Stadt und darüber hinaus geleistet hat.
Über seine wöchentliche Mieter- und Sozialberatung sagt man sich in Düsseldorf, dass kein Problem zu klein aber auch keines zu groß ist für die Sprechstunde.
Nathanael Liminski: Genau solche Orte muss es noch geben, gerade in einer Zeit, in der viele das Gefühl haben ungehört zu sein und man sich als Politik fragen muss, woher die Angst, Wut, Ärger und Furcht kommen. Vielleicht auch, weil zu wenig Raum besteht zu sagen, was einen bekümmert, einen sorgt.
Er erinnert sich daran, dass Felix von Grünberg sich als Landtagsabgeordneter für den Erhalt und Ausbau der Eine Welt Politik eingesetzt hat, in Zeiten, wo sich viele Parteien davon verabschieden wollten. Gerade in dieser Woche zeigt sich, dass es notwendig ist, sich dafür zu engagieren. Es braucht die Köpfe mit Weitblick, die in ihren jeweiligen Parteien, auch bei Gegenwind, sich für ihre Überzeugungen einsetzen können. Er ist ein Macher, der nicht nur darüber spricht, sondern mit anpackt. Diese Authentizität zeichnet ihn aus und das schafft Glaubwürdigkeit für alle und über alle Ebenen hinweg.
Er bedankt sich auch für seinen Beitrag als Landtagsabgeordneter, durch den das Selbstbild der Bundesstadt Bonn von einem eher unsicheren zu einem positiven und selbstbewussten Selbstbild gewandelt wurde. Dieser Wandel war nur möglich, weil Abgeordnete des Landtags, des Bundestags und die Landesregierung gemeinsam daran gearbeitet haben, den Mehrwert Bonns für die Bundesrepublik zu definieren.
Von Grünberg hat das Soziale und seine Haltung zu den Themen durch alle Ebenen gelebt. Möge der Spitzname Felix
auch in Zukunft ihm aber vor allem auch den Menschen Glück bescheren.
DMB-Präsident Lukas Siebenkotten im Gespräch mit Felix von Grünberg
Lukas Siebenkotten sagte, dass Felix von Grünberg gradlinig, hartnäckig und konsequent die Interessen und Anliegen derer vertritt, um die er sich kümmert.
Lukas Siebenkotten: Er gibt sich erst zufrieden, wenn das Problem gelöst ist. Dabei kann er eine echte Nervensäge sein. Der Deutsche Mieterbund ist Stolz darauf, diese Nervensäge in seinen Reihen zu wissen.
Die Abschaffung der sogenannten Share-Deals, bei denen Firmenanteile verkauft werden, jedoch keinerlei Grunderwerbssteuer für die Übertragung von Grundstücken anfällt – ist für Felix von Grünberg ein ganz wichtiges Thema, das er seit Jahren mit großem Engagement vertritt. Die Abschaffung der Share-Deals hat es immerhin in den Koalitionsvertrag der derzeitigen Bundesregierung geschafft, wurde aber leider nicht umgesetzt.
Im Gespräch mit Lukas Siebenkotten erzählt Felix von Grünberg von seinem Jurastudium, warum er lieber schon als Student konkret geholfen hat, als stundenlang in der Uni zu diskutieren, seine Zeit als Geschäftsführer des Verbandes gemeinwirtschaftlicher Unternehmen und warum es für ihn als Rechtsanwalt schwierig war, den Menschen, die wenig Geld hatten, eine Rechnung zu präsentieren.
Im Mieterbund hat er eine Heimat gefunden, in der er Menschen konkret helfen konnten und sich gleichzeitig politisch für die Mieterinnen und Mieter einsetzen kann.
Die Erfolge in den fast 50 Jahren Mieterbund zählt Lukas Siebenkotten auf, so zum Beispiel die Verzehnfachung der Mitgliederzahlen auf mittlerweile 24.500 Mitgliederhaushalte, qualifizierte Mietspiegel, Bündnisse für Wohnen in Bonn und dem Rhein-Sieg Kreis und ganz besonders hervorzuheben das Projekt der Genossenschaft Zusammenstehen e.G. in denen Mieterbund, Haus und Grund Bad Godesberg, Caritas und Diakonie gemeinsam geförderten Wohnungsbau bauen. Felix von Grünberg nutzt das Podium auch gleich, um Kirchen und große Arbeitgeber aufzufordern, diesem Beispiel zu folgen und den Menschen, auf die alle angewiesen sind, wie Krankenschwestern und Müllwerker die Möglichkeit zu geben, in Bonn eine bezahlbare Wohnung zu finden.
Ein besonderes, aber selten erwähntes Ereignis in seiner langen Vitae ist, dass er die erste und einzige Demonstration außerhalb der DDR in Bonn organisiert hat. 1990 wurde in Bonn dagegen demonstriert, dass viele Wohnungen der DDR plötzlich von den alten Eigentümern
zurückgefordert wurden. Die Plakate der Demo befinden sich heute im Haus der Geschichte in Bonn.
Dem doch sehr politischen Tag setzt er selbst ein besonderes Ende. Felix von Grünberg las aus dem Buch: Die Geschichte der Deutschen Mieterbewegung
von J. Herrmann, dem damaligen Vorsitzenden des Mieterbundes aus dem Jahre 1925 vor. Dieser zitierte darin wörtlich Friedrich Naumann, dem Namensgeber der FDP nahen Stiftung: Aus den Anfängen der Mietervereine müssen sich Verbindungen ergeben, die den Hausbesitzervereinen gegenüber verhandlungsfähigen Mächten werden, die durch Genossenschaftsbau den Preis regulieren, und die den Stadtvertretungen den Bann einer eingewurzelten städtischen Grundrentenpolitik durchbrechen. Nächst dem Lohn ist die Wohnung das Wichtigste im Arbeiterleben, und vom Standpunkt des Volkswachstums und der Volkssittlichkeit aus gibt es nichts Höheres, als einen großangelegten, frohen, zähen Volkskampf um Luft und Licht und billige Miete.
Zuletzt soll noch Norbert Walter-Borjans, ein langjähriger politischer Weggefährte von Felix von Grünberg zitiert werden der bei der Veranstaltung dabei war und der die Person Felix von Grünberg so beschreibt: Felix ist eine Institution. Leider von der Art, die auf der roten Liste ehrenamtlichen Engagements steht. Deshalb ist es gut, seine Verdienste zu feiern und viele Bürgerinnen und Bürger einzuladen, es ihm gleichzutun.